Der Bau von Beatmungsgeräten in der Automobilindustrie oder die Umschulung von Beschäftigten des österreichischen Flugzeugteile-Zulieferers FACC zu Pflegern zeigen, dass Konversion, also Umbauen und Umlernen in der Industrie, kein Hexenwerk ist. Die Maßnahmen zur Pandemie haben gezeigt, wie schnell Konversion möglich ist, wenn es politisch gewollt und finanziert wird – und Profite verspricht.
Allgemein ist im Kapitalismus allerdings weiterhin Druck notwendig. Der kommt nicht immer aus dem Betrieb. Zunehmend fordern Menschen außerhalb der Rüstungsschmieden soziale und ökologische Transformation. So rief die „Gewerkschaftliche Initiative für aktive Friedenspolitik und Militär- und Rüstungskonversion in Niedersachsen“ am 11. Mai in Unterlüß zur Protestkundgebung „Rheinmetall entwaffnen“ auf. Anlass war die Aktionärsversammlung des größten deutschen Rüstungskonzerns. In dem 4.000-Einwohner-Ort befindet sich der Hauptsitz von Rheinmetall Landsysteme.
Die „Celler Nachrichten“ berichteten, dass „unerwartet viele Menschen aus der Region“ an einem normalen Werktag mittags vor die Tore von Rheinmetall in Unterlüß gekommen seien. Auch die zentralen Forderungen listete das bürgerliche Blatt auf: „Endlich Schluss zu machen mit der Produktion für den Krieg und umzustellen auf sinnvolle Gebrauchsgegenstände, die wirklich benötigt werden und die Frieden fördern.“ Die gewerkschaftliche Konversionsinitiative verlangt die Finanzierung einer neuen Wirtschaftsstruktur, die sozial, ökologisch und nicht-militärisch sein müsse. Gemeinsam mit der Bürgerinitiative wollen sie daraus ein UNESCO-Biosphärengebiet machen. Das schaffe tausende zivile Arbeitsplätze. Tourismus und ökologische Landwirtschaft seien ohnehin besser für die Gesundheit. Der ver.di-Bundeskongress und die DGB-Konferenz Niedersachsen/Bremen/Sachsen-Anhalt hatten diese Forderungen an die Bundesregierung beschlossen. Die Breite des Bündnisses in einem kleinen Ort zeigte die Liste der Rednerinnen und Rednern: Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, Pax Christi, Schauspieler und die Initiative gegen Rüstungsexporte.
Auch die „Bremische Stiftung für Rüstungskonversion und Friedensforschung“ geht einen neuen Weg. Sie hat von der Evangelischen Kirche in Baden das Label „Ziviler Betrieb“ übernommen. Es ist eine Kennzeichnung für Betriebe aller Art, die sich zu den folgenden Punkten bekennen:
- Wir fühlen uns dem Frieden verpflichtet und verfolgen nur zivile Zwecke.
- Wir beteiligen uns nicht an der Entwicklung, Herstellung und Verbreitung von Waffen und sonstigen Rüstungsgütern
- Wir arbeiten nicht für das Militär und dessen zivile Einrichtungen.
Es geht es darum, Positivbeispiele erkennbar zu machen. Betriebe rücken in den Vordergrund, die ausschließlich zivilen Zwecken folgen. In Sardinien hat sich die Initiative „Peace conversion Sardinia“ gegründet. Ihr Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung auf Sardinien und die Beendigung der Produktion von Rüstung auf der Insel. Betriebe, welche diese Anliegen in ihrer Geschäftstätigkeit berücksichtigen, können sich mit dem „War free Label“ auszeichnen lassen.
Das sind Beispiele für Aktionen zu Konversionsforderungen, die überall möglich sind.