Rede von Jonathan Möller am 22.10.2015

Rede (Auszug) von Jonathan Möller, JAV bei Vossloh Locomotives, IGM Kiel-Neumünster am 22.10.2015 auf dem 23. Gewerkschaftstags der IG Metall (18.-24.10.2015) zum Friedensblock insb. zum Antrag „Beschäftigungssicherheit in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in Deutschland“ [pdf, Seite 118f]

Aber eine Betrachtungsweise hat mir ein bisschen gefehlt. Wenn wir uns über Rüstung und über Krieg unterhalten, dann müssen wir uns an irgendeinem Punkt auch mal über Kapitalismus als Ursache dafür unterhalten.

Welches Interesse hat Deutschland denn daran, dass Waffen ins Ausland geliefert werden? Das stabilisiert unser Wirtschaftswachstum. Wir verdienen daran. Das ist natürlich auch eine nachvollziehbare Intention. Die Kolleginnen und Kollegen machen ja Lohnarbeit, weil sie ja von irgendetwas leben müssen. Das ist in unserem Land so. Ich sage mal so: Seit den Hartz-Gesetzen können sie auch nicht mehr von etwas anderem leben. Aber das ist ein anderes Thema.

Diversifikation muss an irgendeinem Punkt erst einmal sein, damit ein Unternehmen seine Produktpalette entsprechend erweitern kann, um etwas anderes zu machen. Das halte ich für eine Tatsache. Man lernt ja nicht von heute auf morgen, wie man anstelle von Kalaschnikows zum Beispiel Spielzeugautos baut. Das geht halt nicht so schnell.

Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass eine derartige Hightech-Industrie in der Lage ist, andere Möglichkeiten für den Absatz zu finden, beispielsweise in der Karbon-Verarbeitung.

Die Frage ist: Wie schaffen wir Anreize dafür? Insoweit wurde der wichtigste Punkt eigentlich schon genannt: Wir müssen offensichtlich Subventionen für Konversion schaffen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kapitalisten, die an Waffen gut verdienen, an etwas anderem besser verdienen. Eine andere Möglichkeit kenne ich nicht, jedenfalls nicht, solange wir uns in einer kapitalistischen Marktlogik befinden. Wir können natürlich auch probieren, den Kapitalismus direkt zu überwinden.